Reiner Flassig
Wenn Steine rollen...

Steinmetz-Fachaufsatz Nr. 3. vom Oktober 2024:
Betonwerkstein, Agglo-Marmor, Quarzkomposit, Keramik

 Gliederung
Vorbemerkung
1. Exkurs: Naturstein
2. Historische Kunststeine
3. Moderne Kunststeine

    
3.1 Keramik
     3.2 Quarzkomposit
     3.3 Agglo
     3.4 Mineralwerkstof
f

Vorbemerkung
Kunststein ist keine Bezeichnung für Werkstücke von Künstlern, sondern künstlich hergestellte Werksteine. Dazu zählen alle handwerklichen und industriell hergestellten Werksteine, die weitestgehend Oberflächen der Natursteine nachempfinden. Kunststeine lassen sich mit Werkzeugen und Maschinen formatieren und bearbeiten, die Steinmetze üblicherweise auch für Naturstein verwenden und vorhalten.

Im Schwerpunkt geht es im Folgenden vor allem um die Verwendung von Kunststeinen für Küchen und Bäder.

 Kunststeine werden hauptsächlich nach ihrer Bindung unterschieden:
1. zementgebundene und
2. kunstharzgebundene wie Polyester, Acrylat und Epoxidharz und in
3. Keramik, die unter Einwirkung großer Hitze in einem Sinterprozess erhärtet.

1 Exkurs: Naturstein
An dieser Stelle muss nicht für die Einmaligkeit von Naturstein argumentiert werden, trotzdem wird oft vergessen: Gehandelt werden ca. 4.000 unterschiedliche Natursteine in Deutschland, jährlich kommen etwa 60 neue hinzu. Von einem gehandelten Kunststein, der die meisten Sorten anbietet, gibt es ein Angebot von lediglich 100 unterschiedlich gestalteten Kunststein-Oberflächen, meist wird weniger angeboten. Kein Naturstein gleicht dem anderen und ist dadurch einmalig bzw. einzigartig. Die meisten Kunststeine können mit ihren Oberflächen und ihrer Textur Natursteine lediglich nachempfinden.

Granit ist ein Hartgestein, ein robuster und fester Naturstein. Granite sind gegen Hitze, Flecken und Kratzer sehr beständig. Granit ist gering porös und könnte Feuchtigkeit aufnehmen, deshalb müssen Granitplatten in Küchen und Bädern (nur dort) von Zeit zu Zeit versiegelt werden.

Ein Steinmetzbetrieb muss sich an der Marktnachfrage orientieren, kann fachlich auch Kunststeine beraten und Kundenwünsche befriedigen. Es bleibt dabei: Naturstein ist Gold, Kunststein Silber!

2 Historische Kunststeine der Steinmetze
Als historische Kunststeine bezeichne ich die in diesem Abschnitt vorgestellten Werksteine, weil sie in der Vergangenheit der Steinmetze Bedeutung hatten, sie sind im Jahr 2024 lediglich randständig bei Steinrestaurierungsarbeiten.

Platte: Muster 15x15 cm Betonwerkstein, Muster (Größe 15 x 15 cm)

2.1 Betonwerkstein
Betonwerksteine der Steinmetze entstanden ab etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie wurden aus den Zuschlägen von verwitterungsbeständigen Gesteinskörnungen, Gesteinsmehl, Zementfarben und Zement, erdfeucht angemischt (Vorsatzmörtel genannt) und aus b) Zement mit Kies (Beton) plastisch angemischt.

Der erdfeuchte Vorsatzmörtel wurde an den zukünftigen Sichtflächen aufgetragen und die plastische Mischung aus Beton, die als Füllmaterial diente, daneben aus dem Vorsatzmörtel eingebracht. Beide Mischungen wurden zunächst händisch hergestellt, später unterstützten Maschinen wie elektrisch angetriebene und vibrierende Stampfer, Rütteltische und Zwangsmischer die Arbeiten.

Die Mischungen wurden in den kleinen Betrieben auf großen Betonplatten in Formen gestampft oder gerüttelt.

Steinmetze fertigten aus Betonwerkstein vor allem Fenstergewände, Balustraden, Treppenbeläge und verlegten industriell hergestellte Bodenplatten (geschliffen und ungeschliffen, meist 30 x 30 cm groß), ferner Grabmalsockel sowie Grabeinfassungen. Mit in ihrer äußeren Form zugesägten Naturstein-Krustenplatten, die in Schalungen eingelegt und mit Vorsatzmaterial und Beton als Füllmaterial umschlossen wurden, entstanden preisliche Alternativen zu Grabsteinen aus Naturstein. Bildhauer füllten in jener Zeit Vorsatzmaterial in negative Gipsformen und gossen auch große negativ geformte Reliefs damit aus, die sie aus statischen Gründen ggf. mit Baustahl verstärkt werden konnten. Diese großformatigen Reliefs zieren bis heute zahlreiche Bauwerke jener Zeit.

Diese handwerkliche Tätigkeit schuf damals Arbeit, kleine Firmen und mittelständische Betriebe entstanden und erzeugte eine hohe Wertschöpfung, indem Einkommen im Mittelstand entstanden und Löhne ausgezahlt wurden, die zu großen Teilen in den Konsum floss.
Dieser von Steinmetzen als Kunststein bezeichnete Werkstein drängte den Naturstein vor allem deshalb zurück, weil dies seinerzeit eine finanzielle Alternative zum Naturstein darstellte.

Der Kunststein, den auch die Steinmetze fertigten, zeigte seine abschließende sichtbare Werkstein-Oberfläche durch Bearbeitungen wie schleifen oder scharrieren.
Die Formen in die Mischungen eingebracht wurden, waren aus Holz oder Metall und um eine Haftung des Vorsatzmaterials an den Formen und Untergrund weitestgehend zu unterbinden, erfolgte ein Auftrag mit speziellen Trennmitteln. Nachdem die Formen entfernt worden waren, konnten die Werksteine mit einem Scharriereisen zwischen Kunststein und Auflage locker geschlagen werden. Für gewendelte Treppen gab es verstellbare Formen aus Metall. Die Fugen in den Formen wurden mit Gipsmörtel zugestrichen. Die offenporigen Sichtflächen wurden, sofern sie geschliffen werden sollten, nach dem ersten Schleifgang mit einer farblich angepassten Mischung von Zement und Zementfarbe eingeschlämmt. Nach dem Erstarren der Schlämme erfolgte der abschließende Schleifvorgang. Sollten die Sichtflächen scharriert werden, war ein Schleifen nicht erforderlich. Die Ansichtsseiten konnten mit Steinsägen mit aufmontieren Umfangsfräsern auf die erforderliche Steinstärke linear abgestärkt werden.

Ein Versetzen dieser Kunststeine erfolgte mit mineralischen Mörteln. Sofern eine Verankerung und Stabilisierung erforderlich war, erfolgte dies bis zum Aufkommen von V4A-Stahl durch ungeschütztes Eisen, was zu Rostschäden führen konnte.
Diese Art der Betonwerkstein-Herstellung in Betrieben war nach dem Zweiten Weltkrieg in der ehemaligen DDR bis zur Wende verbreitet, denn damit konnte der Schutt aus den regionalen Steinbrüchen verwertet werden. In der BRD begann die Ablösung mit dem Aufkommen des so genannten  Agglo-Marmor, der sich in 1960er Jahren verbreitete.

Als Anfang der 1970er Jahre, vor allem aus Italien, Naturstein preiswert importiert werden konnte, verdrängte dies diesen künstlichen Stein, der heute (2024) für die Steinmetze lediglich noch Bedeutung in der Restaurierung zur Behebung von anfallenden Verwitterungsschäden hat. Im Bauwesen haben die preiswerten Platten aus Betonwerkstein im Format 30 x 30 cm Bedeutung als Bodenbelag in Einkaufszentren.

Man muss den historischen Kunststeinen nicht nachtrauern, denn es war keine attraktive Arbeit, die Schur- und Schleifarbeiten vollzogen sich stets im Nassen, die Füße steckten in Gummistiefeln, die Gummischürzen ragten von der Brust bis über diese Stiefel. Die Hände wurden durch das Hantieren beim Einschlämmen von den nassen Zementmassen aufgeweicht.

Sonderfall: Reko-Stein
Der mineralisch gebundene Kunststein, der unter dem Handelsnamen Reko-Stein an Steinmetze vertrieben wurde, konnte in einem Gieß- und Vibrationsverfahren zu Rohblöcken in der BRD bis in die 1960er und 1970er Jahren in großen Rohblöcken gegossen werden. Für die Steinmetzen wurden die Blöcke auch zu Platten oder zu Grabsteinsockeln und Einfassungen aufgesägt werden.

Sonderfall: Waschbeton
In den 1960er und 1970er Jahren gab es den sogenannten Waschbeton, der mit dem Bindemittel Zement ausschließlich für Außenbau für Fassadenplatten, Außentreppen und Gehwegplatten hergestellt wurde. Er erhielt seine namensgebende Oberfläche durch das Freiwaschen der oberflächennah eingebrachten Kiesel mit Bürsten oder Hochdruckgeräten. Waschbeton zählt ebenfalls zu den Kunststeinen und wurde von Steinmetzen nahezu ausschließlich für Bodenbeläge verwendet. Er spielt für die Steinmetze heute wirtschaftlich kaum eine Rolle mehr und wird deshalb hier nicht mehr weiter behandelt.

3 Moderne Kunststeine

Keramik, 10 x 10 cm

3.1 Keramik
Steinmetze sehen sich mit unterschiedlichen Fachnamen konfrontiert wie Feinsteinzeug (Fliesenleger), Porzellankeramik (Kunstname), Sintered Stone (Handelsbezeichnung) oder kurz Keramik. Bei dem von Steinmetzen verwendeten Begriff Keramik handelt es sich um einen Kunststein im Großplatten-Format, den eine italienische Firma im Jahr 2002 zum ersten Mal auf den Markt brachte.

Im Unterschied zu den anderen Kunststeinen erhärtet die von den Steinmetzen so genannte Keramik nicht durch ein mineralisches Bindemittel oder Kunstharz, sondern durch einen Sinterprozess (siehe Erklärung weiter unten). Dies geschieht im Unterschied zu sonstiger Keramik oder Feinsteinzeug, die die Fliesenleger verbauen. Steinmetze benutzen in ihrem Beruf eindeutige und zumeist kurze Namen für „ihren Naturstein“ wie Granit, Marmor etc. Sie verwenden nun Keramik. Besser wäre es meiner Meinung nach, die Bezeichnung „Feinstein“ zu verwenden, damit wäre sowohl an das Wissen der Fliesenleger mit Feinsteinzeug als auch für die Gewohnheiten der Steinmetze angeknüpft worden. Aber

 

Keramik, 10 x 10 cm

haben sich Namen einmal durchgesetzt, sind sie kaum zu ändern. Hier wird im Folgenden von Keramik gesprochen.

Verwendung
Die Keramik eignet sich für Außen- und Innenbekleidungen, Fußbodenbeläge für innen und außen, Möbel, Großformatplatten in Bädern und Arbeitsplatten in Küchen und Waschtische in Bädern, Tische in Laboren, Krankenhäusern, Arztpraxen und in Computerräume sowie für Möbel.

Diese Keramik ist UV-beständig und hält damit ihre Farbe dauerhaft, die Wasseraufnahme ist extrem niedrig. Deshalb lassen sich diese Platten leicht reinigen und sind hygienisch. Es treten keine Schadstoffe aus und Keramik ist lebensmittelverträglich. Diese Keramik kann mit den üblichen Küchenwerkzeugen kaum zerkratzt werden. Sie sind wegen ihrer guten Biegezugfestigkeits-Werte äußerst formstabil und hoch bruchresistent bei üblichem Gebrauch in den Küchen und Bädern. Wenn die Platten auf einer verwindungssteifen Unterkonstruktion aufgebaut werden, bestehen keine Probleme. Die Platten sollten nach einer Technischen Richtlinie der Bundesinnung Deutscher Steinmetze eine Mindeststärke von 12 mm haben und die Reststegbreite sollte 50 mm nicht unterschreiten. Verbesserungen der Stabilität sind durch Platten aus Naturstein, Metall und Holz sind möglich.

Herstellung
Keramik besteht aus feingemahlenem Kaolin, Feldspat und Quarz. Die lose Mischung wird mit Wasser angemischt, in Formen gefüllt, mit einem Druck von 420 kp/cm verpresst und in Trockenkammern auf eine Restfeuchte von 4 bis 6 % gebracht. Das Platten-Dekor, das uns hier interessiert – meist mit einer natursteinähnlichen Oberfläche – wird unter anderem in einem Digital-Druckverfahren aufgetragen, deshalb haben diese Kanten kein Dekor. Es gibt aber einige Plattensorten, die ein durchgängiges Dekor von Plattenoberfläche und Kanten haben.

In dem Vorbrand nach der Trocknung sind poröse Platten entstanden, die in Glasurschlamm getaucht werden. Anschließend entsteht in einem zweiten Brand eine Oberfläche, die wie Glas anmutet. An der Farbgebung sind lediglich vier Zirkonsilikate beteiligt, die durch entsprechende Mischung jeden Farbton ermöglichen.

Maßgeblich an dem stattfindenden Sinterungsprozess beteiligt ist Feldspat, der unter einem Hitzeeinfluss in einer Dauer etwa 35 Minuten Dauer in Elektroöfen schmilzt. Nach Temperaturen von 1.200 bis 1.300 °C findet das Mineral Feldspat im Abkühlungsprozess nicht mehr zu seiner früheren Kristallform zurück. Insofern unterscheidet dieser Produktionsprozess vom Feinsteinzeug, weil dort Feldspat wieder seine Kristallform annimmt. In dem zweiten Brand mit anschließender Abkühlung erreicht Keramik eine Zähigkeit und Homogenität. Diese Keramik-Platten können mit Steinsägen mit speziellen Sägeblättern oder Wasserstrahlmaschinen formatiert werden.

Dekor
Da lediglich einzelne Plattensorten mit durchgängigem Kanten-Dekor angeboten werden können, besteht dennoch die Möglichkeit Kanten anzubringen. Es handelt sich um eine technische Lösung, bei der 3 mm starke Materialstreifen 45 Grad schräg formatiert – durchaus in großer Länge – und an eine ebenso schräg gesägte Plattenkante angeklebt werden. Bei einer derartigen Verklebung haben sich spezielle Kleber und im Spezialhandel erhältliche Montage-Gestelle bewährt.

Dimensionen
In dem Herstellungsprozess entstehen große Platten, die abschließend besäumt werden.
Standard-Größen der Platten erreichen 320 x 150 cm und 360 x 120 cm. Die Plattengrößen sind variabel bestellbar.
Die Stärken der Platten betragen 3 mm, 6 mm, 12 mm und 20 mm. Es sind aber auch unterschiedliche Stärken bis 30 mm erhältlich. Für Arbeitsplatten ist entsprechend einer Technischen Regel der Bundesinnung Deutscher Steinmetze eine Mindeststärke von 12 mm erforderlich. 3 mm starken Platten können mit Gewebe, aufgeklebt mit Epoxidharz stabilisiert werden.

Kriterien
Die Kriterien zur Beurteilung geeigneten Materials werden wesentlich vom Einbauort und von der Verwendung bestimmt, daher sind die Steinmetz-Fachbetriebe ein geeigneter Partner, der ihr Anliegen unterstützen kann. Zwei Beispiele mögen diesen Aspekt verdeutlichen. Während die Frostbeständigkeit für Bodenbeläge in einem Haus keine große Rolle spielen dürfte, hat dies für einen Terrassenbelag große Bedeutung oder eine Kunststein-Fliese an einer Wand wird nicht mit punktueller Hitze eines Pfannenbodens wie auf einer Küchenarbeitsplatte beansprucht usw.

Technische Eigenschaften
Die Wasseraufnahme ist äußerst gering, daher dringt kaum Feuchtigkeit ein und dieser Kunststein kann leicht gereinigt werden. Dieser Kunststein ist für die üblichen säure- und laugenhaltigen Reinigungsmittel in Küchen und Bädern beständig, ferner dringt kein Sepseöl ein. Keramik ist frost- und hitzebeständig und besteht auch gegen abgesetzte heiße Pfannen.

Nachhaltigkeit
Der Ressourcenaufwand ist hoch, da zur Produktion industrielle Großanlagen aufgebaut werden müssen. Der Energieverbrauch wird laut Herstellerangaben durch Sonnenergie minimiert. Das Recycling bereitet keine Probleme, da Keramik zu 100 % aus Mineralen besteht.

Normen
Eine technische Prüfung dieser Platten kann entsprechend der aktuellen DIN EN ISO 10545 Keramische Fliesen und Platten - Teil 1: Probenahme und Grundlagen für die Annahme erfolgen. Es gilt die Norm EN 14411, Gruppe BIa für trockengepresste keramische Fliesen und Platten mit niedriger Wasseraufnahme E ≤ 0,5 %. Wer als Steinmetz über technische Werte von Keramik mehr Informationen benötigt, kann sie vom Lieferanten anfordern.

Quarzkomposit, 12 x 12 cm

3.2 Quarzkomposit
Quarzkomposit wird auch Quarzwerkstein, Quarzstein oder Engineering Stone (englisch: frei übersetzt, Ingenieur-Stein) genannt. Er wird für Fensterbänke, Fußbodenbeläge, Tische, Treppen, Arbeitsplatten in Küchen und Bäder verwendet.

Technische Eigenschaften
Quarzkomposit gibt es seit dem Jahr 1985. Er zählt zu den Kunststeinen, weil ein nicht natürliches Bindemittel meistens Kunstharz-Polyester, aber auch Epoxidharz, unter Beigabe von anorganischen Farbpigmenten enthalten ist. Kunstharz verleiht ihm seine Festigkeit.

Aus den Zuschlägen von 93 bis 95 % Quarz und Quarzmehl mit Farbpigmenten, denen auch Glasfragmente und glitzernde Partikel beigemischt werden können, entsteht durch die Beigabe von Kunstharz dieser Werkstein. Die Mischung wird in eine Form gegossen, die durch Rütteln oder Pressen verdichtet wird. Danach wird die mit Papier ausgelegte Form in einem Ofen eine halbe Stunde lang auf 100 °C erwärmt. In diesem Prozess polymerisiert die angemischte Masse, kühlt danach ab und wird anschließend besäumt und kann geschliffen werden. Die lieferbaren Rohplatten-Größen betragen etwa 320 cm x 140 cm oder 320 cm x 150 cm, es gibt auch größere Formate.

Quarzkomposit, 12 x 12 cm

Technische Eigenschaften
Die Wasseraufnahme ist minimal und er lässt sich gut reinigen. Durch den hohen Anteil von Quarz ist er sehr kratzfest. Die Stoß-, Biege- und Abriebfestigkeit zeichnen Quarzkomposit aus und er ist öl- und säurebeständig. Heiße Pfannen sollte nicht darauf abgestellt, aber wer macht das schon.

Die lieferbaren Rohplatten-Größen betragen etwa 320 cm x 140 cm oder 320 cm x 150 cm, es gibt auch größere Formate.



Agglo, 30 x 30 cm

3.3 Agglo
Agglo wird auch Gussmarmor oder kurz Agglo-Marmor genannt. Verwendet wird für Fensterbänken, Treppen und Bodenplatten und zählt ebenfalls zu den Kunststeinen, weil unterschiedliche Natursteinkörnungen und auch eingebrachte Natursteinbruchstücke, Kunstharz und Farbpigmenten unter Vakuum vibrierend vermischt werden können. Durch Bewegung und Vermischung entsteht eine homogene Masse, die verdichtet und zu Rohblöcken gegossen wird. Dieser flüssigen Rohmasse werden die entsprechenden Körnungen zugesetzt und erhärten abschließend zu einem Rohblock in der Größe von 305 x 140 x 88 cm. Agglo-Marmor wird aus bis zu etwa 95 % meist aus einer Marmor- und selten auch Kalksteinkörnung, Farbpigmenten sowie aus ca. 5 % Polyesterharz hergestellt, die vermischt werden. Dieser Herstellungsprozess fand zum ersten Mal im Jahr 1968 durch das Unternehmen Breton in Italien statt. 1977 wurde die Herstellung patentiert. Agglo lässt sich in großen Rohblöcken gießen, die nach dem Erhärten üblicherweise in Stärken von 2 cm, 3 cm und 4 cm aufgesägt werden. Sie bilden das Ausgangsmaterial im Innenausbau für Treppen, Bodenbeläge und Fensterbänke. Bei einer Verwendung als Fliesen wurden sie auf eine Stärke von 1,2 cm kalibriert.

Agglo, 30 x 30 cm

Verwendung
Agglo kann mit beliebiger Körnung und Farbe hergestellt werden. Außen kann er nicht verbaut werden, da er nicht verwitterungsfest ist.

In den 1970er und 1980er Jahren hat Agglo einen Aufschwung zu verzeichnen, verlor aufgrund fallender Preise für Naturstein und anderen Kunststeinen wie Quarzkomposit und Keramik an Marktanteilen.



3.4 Mineralwerkstoff
Mineralwerkstoff wird auch Acrylstein genannt. Er zählt allerdings nicht zu den Kunststeinen. Dieser Stoff besteht zu etwa 75 % aus Mineralen, anorganischen Pigmenten und zu etwa 25 % aus Acrylharz. Die Platten aus Mineralwerkstoff wurden in den 1960er Jahren auf den Markt gebracht und können mit Tischlermaschinen verarbeitet werden. Dieser Werkstoff lässt sich thermisch verformen.

Verwendung dürfte er vor allem in Bädern, Hotelzimmern und Ladengeschäften finden.

Hinweis zu den Kunststeinen: Die hier enthalten Abbildungen lediglich einen Ausschnitt vorhandener Varianten.

Hinweis zu den Natursteinen: Hier ist eine  Natursteindatenbank mit 5.200 Mustern aus über 100 Staaten. 

Quellen:
https://www.baunetzwissen.de/fliesen-und-platten/fachwissen/anforderungen/wasseraufnahme-156831 In: Baunetz: Technische Werte zur Wasseraufnahme bzw. Frostfestigkeit
https://www.youtube.com/watch?v=fwoCLEC63Sc In: Youtube: Herstellung von Großformat-Platten
https://www.haus.de/bauen/porzellankeramik-7074#a-6-vorteile-von-porzellankeramik In: Das Haus: Vorteile von Pozellankeramik
https://www.baunetzwissen.de/fliesen-und-platten/fachwissen/keramische-belaege/porzellankeramik-3387371 Baunetz: In: Porzellankeramik

https://www.mwk-natursteinhandel.de/Naturstein-Lexikon/Kunststein/Agglo-Marmor In: Agglo-Marmor

https://laminam-cdn.thron.com/static/SMTKHV_Technical_Sheet_CALACATTA_MICHELANGELO_4NP5OX.pdf?xseo=&response-content-disposition=inline%3Bfilename%3D%22technical-sheet-calacatta-michelangelo.pdf%22 In: Laminam: Technische Richtlinien und Normen

Fotonachweis: alle Reiner Flassig


Steinmetz-Fachaufsatz von Reiner Flassig, veröffentlicht am 21. Oktober 2024

Steinmetz-Fachblatt Nr. 2. Grundlagen der Flächentechnik und das Ersehen

 

Entnommen aus Ludwig Geißler, Heinrich Pfeil: Fachzeichen für Steinmetze, von 1939, hrsg. von Reiner Flassig, Buch erhältlich im Natursteinonline-Shop.

Fachblatt: Flächentechnik und Ersehen
Kostenfreier Download
Fachbegriff-2.pdf (2.33MB)
Fachblatt: Flächentechnik und Ersehen
Kostenfreier Download
Fachbegriff-2.pdf (2.33MB)


Veröffentlicht am 13. September 2024


Steinmetz-Fachaufsatz Nr. 1. vom August 2024:
Fachbegriffe: Werkstein, Platte, Grabstein, Naturstein, Naturwerkstein

Vorbemerkung
Der historisch überkommene Begriff Werkstein erfährt neuerdings wieder Bedeutung, u.a. auch da das Steinmetzgewerk verstärkt Werksteine am Bau aus Mauersteinen- aus unterschiedlichen Überlegungen - verwenden will. Der Begriff Werkstein soll hier nachfolgend kurz dargestellt, begrifflich erläutert und gegenüber anderen Begriffen abgrenzt werden.

DIN 18332
Entsprechend der DIN 18332 "Naturwerksteinarbeiten" sind Natursteine unter einer Stärke von 8 cm als Platten und über 8 cm Stärke als Massivarbeiten definiert. Massive Arbeiten und Platten herzustellen, ist „Werksteinarbeit“, die sich grundlegend im technischen Sinn nach Weich- oder Hartgestein unterscheidet. Dies gilt sowohl für Hand- als auch Maschinenarbeit. 

Werksteine
Werden alle Flächen eines Naturstein-Quaders bearbeitet, sprechen Steinmetze vom „allseits bearbeiteten Werkstein“. Bei einem Werkstein gibt es (siehe Skizze) ein Haupt (1) und ein Hinteres Haupt (2).  Eine Fläche wird Lager (3) und eine weitere Oberes Lager (4) genannt. Die Flächen werden als Stoß bzw. Stoßfuge (5, 6) bezeichnet. Eine Natursteinmauer wird als „zweihäuptig“ bezeichnet, wenn beide Mauerseiten freistehen und als „einhäuptig“, wenn eine Mauerseite gegen das Erdreich stößt.

Bei freistehenden Werksteinen werden die sogenannten "Stoßfugen" oft Köpfe genannt. Diese Bezeichnung hat sich verschiedentlich durchgesetzt, ist aber nicht widerspruchsfrei, weil bei Grabsteinen die oben liegende Fläche auch Kopf genannt wird. Des Weiteren hat sich bei den Fensterbänken die Bearbeitung Kopfbearbeitung durchgesetzt. Gemeint ist die linke und rechte polierte Seite, die bearbeitet seitlich hervorragt.

Bei einer Schichtenmauer sind die Lager- und Stoßfugenflächen bis zu einer Tiefe von 13 bis 15 cm und beim Quadermauerwerk in Gänze bearbeitet. Die nicht sichtbaren Flächen eines Werksteins im Mauerwerk können auch lediglich eingeebnet sein. Dies gilt insbesondere für die Flächen im Inneren von Bauwerken, die später verputzt werden. Um die Haftung zwischen den Quadern zu verbessern, können Fugenflächen mit einem Spitzeisen aufgeschlagen werden. Bruchsteine oder Lesesteine sind keine Werksteine, denn hier werden lediglich die Lager vor dem Einbau gering eingeebnet, falls dies erforderlich ist.

Den oberen Abschluss einer freistehenden Mauer bezeichnet man als „Mauerkrone. Diese "Krone" verhindert das Eindringen von Regen weitestgehend und sichert die Mauerfestigkeit langfristig. Eine Mauerschräge, die Neigung einer Natursteinmauer, nennen Steinmetze „Dossierung“ oder „Anlauf“.

Grabstein
Bei Grabsteinen handelt es sich ebenfalls um Werksteine, allerdings wurden die Flächenbezeichnungen entsprechend praktischen Gesichtspunkten im Laufe der Zeit angepasst.

Bei den Grabsteinen wird das ursprüngliche „Haupt“ des Mauer-Quaders als (siehe a) Ansichtsfläche bezeichnet; das „Hintere Haupt“ wird zur Rückseite (ohne Angabe). Die „Stoßfugen“ werden zu b) Nebenseiten genannt. Das „Obere Lager“ wird zum c) Kopf. Das ursprüngliche „Lager“ erhält die Bezeichnungen d) Standfläche oder Standfuge.

Platte
Werksteinarbeit kann sowohl händisch als auch maschinell ausgeübt werden. Dies gilt auch die Plattenarbeit, denn alle Seiten sind maschinell oder selten händisch bearbeitet.

Naturstein
Die populäre Verwendung des Begriffs "Naturstein" steht obigen Überlegungen nicht entgegen, da dieser in der Alltagssprache und meistens im kommerziellen Zusammenhang verwendet wird. Naturstein als Begriff bleibt in der Fachsprache undefiniert. Im kommerziellen Gebrauch wird dieser Begriff Naturstein eher als Ober- bzw. Sammelbegriff für alle Natursteinsorten benutzt.

Naturwerkstein
Der Begriff Werkstein benutzten im deutschsprachigen Raum über Jahrhunderte hinweg ausschließlich Steinmetze. Zu beachten gilt: Gesteinsvorkommen, Felsen und Bruch- bzw. Lesesteine werden erst dann zu Natursteinen, wenn eine wirtschaftliche Betrachtung vorliegt. In der oben erwähnten DIN 18332 wird stets der Begriff "Naturwerksteinarbeiten" benutzt. Dieser Begriff ist letztlich eine Tautologie (weißer Schimmel). Generell gilt, dass sich die Werksteinbearbeitung für Kunststeine wie Betonwerkstein, Quarzkomposit, Keramik und Agglo lediglich marginal unterscheidet, steht außer Frage.

Die Verwendung des Begriffs "Naturwerkstein" macht im kommerziellen Geschehen durchaus Sinn, da sich damit Natursteine gegenüber Betonwerkstein und anderen "Kunststeinen" abgrenzen lassen. Sicherlich hat in der heutigen Zeit die Verwendung "Natur" besondere Bedeutung für Menschen und verbessert damit auch das betriebliche Marketing und Image. In der betrieblichen Praxis und Steinbearbeitung kommt der Begriff Naturwerkstein bzw. Naturwerksteinarbeit unter den beschäftigten Steinmetzen sprachlich kaum vor, sondern als "Werkstein" oder "Werksteinarbeit".

Allgemeiner Hinweis:
Fachthemen oder Fachblätter werde ich jeweils in der Monatsmitte auf dieser Internetseite veröffentlichen. Später sind sie, nachdem neue Begriffe eingestellt wurden und eine Ausgabe nicht angezeigt wird, im Archiv dieser Internetseite abrufbar.

Abbildungsnachweis  zum Fachaufsatz 1: Abbildung zum Werkstein ist aus Ludwig Geißler, Heinrich Pfeil. Technisches Zeichnen für Steinmetze, hrsg. von Reiner Flassig, erhältlich auf Natursteinonline.
Foto zur Stele: Reiner Flassig.

Quelle zum Abschnitt Werkstein:  Stefan M. Holzer “Werkstein und mehrschalige Mauerkonstruktionen”, Seite 21 (PDF).


Fachaufsatz von Reiner Flassig, aktualisiert am 21. Oktober 2024